Fahrradreise mittlere Ostseeregion – Ein Reiseerlebnisbericht
Ein Reiseerlebnisbericht
von Manfred Suchan
1. Einleitung
Vom 03.06.2014 bis zum 04.07.2014 unternahm ich eine Fahrradreise mit Zelt durch die mittlere Ostseeregion, wobei ich durch das südöstliche Schweden, über die Åland-Inseln, durch den Südwesten Finnlands, sowie durch Estland und Lettland gelangte. Die Ostsee (1) ist das Mittelmeer des nördlichen Europas, und analog zum Mittelmeer (2) im Süden Europas bildet auch die Ostseeregion eine naturgeografische und eine kulturgeografische Einheit. Ebenso wie das Mittelmeer im Süden Europas ist die Ostsee ein Nebenmeer des Atlantischen Ozeans. Es bietet sich ein Vergleich (3) der Ostseeregion und der Mittelmeerregion an.
Als eine kulturgeografische (4) Region ist sowohl die Ostseeregion, als auch die Mittelmeerregion durch die Schiffahrt und den Fernhandel geprägt. Die Geschichte der Ostseeregion ist geprägt durch eine mehr als tausendjährige Auseinandersetzung um die Vorherrschaft in der Ostseeregion, für die der Begriff „Domininum maris baltici“ (5) geschaffen wurde. Ähnlich verhält es sich in der Mittelmeerregion, über die insbesondere das Imperium romanum (6) ein Domininum errichtet hatte, das imperiale Nacheiferer fand, wie z.B. das im Zuge der arabischen Expansion geschaffene arabische Imperium (7), das ein Dominium über die Mittelmeerregion anstrebte, sowie das Militärimperium des Osmanischen Reiches (8), das ebenso ein Dominium über die Mittelmeerregion anstrebte.
Naturgeografisch (9) ist die Ostseeregion insbesondere durch die Eiszeiten (10) und den glaziomorphologischen Formenschatz der Glazialen Serie (11) geprägt, die sämtliche Landschaften der Ostseeregion geformt und gestaltet hat. Im naturgeografischen Sinne umfaßt die Ostseeregion somit alle während der Glazialzeiten durch die Glaziale Serie geformten und gestalteten Landschaften im nördlichen Europa, wobei sich das Zentrum der glazialzeitlichen Vereisungen im skandinavischen Gebirge befand.
2. Inhalt
1. Einleitung
2. Inhalt
3. Entspannungspolitik und Reisefreiheit
4. Von Schweden über die Åland-Inseln nach Finnland
5. Geopolitik und die neue Spaltung Europas
6. Nationalismus und Geopolitik
7. Von Finnland durch Estland nach Lettland
8. Anmerkungen
3. Entspannungspolitik und Reisefreiheit
Schon im Jahre 1988 hatte ich vom 25.07.1988 bis zum 13.08.1988 eine Rundreise durch die Ostseeregion im Uhrzeigersinn unternommen, bei der ich durch die Länder Dänemark, Schweden und Finnland gelangte. Nach der Umfahrung des Bottnischen Meerbusens endete meine Umrundung der Ostsee im Jahre 1988 jedoch in Finnland, denn die Baltischen Länder Estland, Lettland und Litauen lagen damals jenseits des „Eisernen Vorhangs“ (12), und ich mußte mit der Fähre von Turku/Åbo vorbei an den Åland-Inseln wieder zurück nach Schweden fahren und meine Reise durch die Ostseeregion durch Schweden und Dänemark fortsetzen. Schon damals hatte ich die Absicht, im Rahmen einer Reise eine vollständige Umrundung der gesamten Ostseeregion durchzuführen, sobald die Verhältnisse in Europa dieses erlauben würden. Daß sich diese Verhältnisse in Europa insbesondere bezüglich der allgemeinen Reisefreiheit (13) ändern würden, war in der zweiten Hälfte der 80er Jahre absehbar, denn der KSZE-Prozeß (14) hatte die Verwirklichung allgemeiner Reisefreiheit im gesamten Europa zum Ziel und diese erheblich gefördert. Zudem förderte in der zweiten Hälfte der 80er Jahre die Politik der Perestroika (15) von Michail S. Gorbatschow (16) die Intentionen des KSZE-Prozesses in der östlichen Hälfte Europas.
Der KSZE-Prozeß war der zentrale Bestandteil der Entspannungspolitik, und er hatte entscheidend dazu beigetragen, daß der Ost-West-Konflikt (17) und das Zeitalter der Bipolarität und der Blockkonfrontation ein Ende finden konnten. Getragen war die Entspannungspolitik (18) von dem Konzept „Wandel durch Annäherung“, und der gesamte KSZE-Prozeß war von diesem Konzept geprägt und durchdrungen. Wie in der Schlußakte von Helsinki der Konferenz über Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (KSZE) vom 01.08.1975 über die Grenzen des „Eisernen Vorhangs“ hinweg vereinbart wurde, war Ziel des KSZE-Prozesses u.a. „die Stärkung freundschaftlicher Beziehungen und des Vertrauens zwischen den Völkern“, was u.a. erfolgen sollte durch die „Entwicklung von Kontakten“ zwischen den Menschen, dies auch durch Förderung von „Möglichkeiten für umfassendes Reisen“, sodaß „der Tourismus zu einer vollständigen Kenntnis des Lebens, der Kultur und der Geschichte anderer Länder, zu wachsendem Verständnis zwischen den Völkern, zur Verbesserung der Kontakte (…) beiträgt“ wofür „die Entwicklung des Tourismus auf individueller und kollektiver Grundlage zu fördern“ ist. Des Weiteren war Ziel „eine Steigerung des Austausches (…) von Informationen“, und eine „wirksame Ausübung“ von „Menschenrechten und Grundfreiheiten“ zu „fördern und ermutigen“. Mit der Charta von Paris (19) vom 21.11.1990 erklärte die KSZE den Ost-West-Konflikt für beendet, und es bestand die Hoffnung auf ein neues Zeitalter des Friedens und der Kooperation.
Seit 1989/90 ist eine Reise durch die meisten Länder an der östlichen Ostsee problemlos möglich, und seit Jahren habe ich meine intendierte Reise durch die gesamte Ostseeregion immer wieder aufgeschoben. Zuletzt hatte ich in den Jahren 2009, 2011 und 2012 Fahrradreisen durch Teile des nördlichen Europas unternommen. Meine Fahrradreise im Jahre 2014 durch die Ostseeregion fiel kürzer als ursprünglich intendiert und geplant aus, da mir zwischen der Wintersaison und der Sommersaison nur ein begrenzter Zeitrahmen zur Verfügung stand, sodaß ich im Rahmen dieser Fahrradreise 2014 nicht die gesamte Ostsee umfuhr, sondern nur den zentralen Teil der Ostseeregion. Aufgrund des begrenzten Zeitrahmens war eine Umfahrung des Bottnischen Meerbusens und des Finnischen Meerbusens mit einem Besuch der Metropole St. Petersburg, sowie ein Besuch der Stadt Königsberg/Kaliningrad, der Stadt Danzig und eine Weiterfahrt durch das nördliche Polen nicht möglich. Weitere Folgereisen sind erforderlich, um die gesamte Ostseeregion als eine geografische Einheit vollständig kennenzulernen.
4. Von Schweden über die Åland-Inseln nach Finnland
Meine Fahrradreise durch die mittlere Ostseeregion begann ich am 03.06.2014. Von Berlin aus fuhr ich per Regionalbahn zum Fährhafen Saßnitz auf der Ostseeinsel Rügen. Von dort überquerte ich mit der Fähre die Ostsee nach Trelleborg im Süden Schwedens. Mein Plan war, entlang der Ostküste Richtung Nordost bis nach Stockholm zu fahren. So folgte ich in Trelleborg dem Küstenradweg, dem Sverigeleden. Entlang der Küste verläuft hier auch der Fahrrad-Fernwanderweg Eurovelo 10 (20), der als Ostseeküstenradweg über eine Gesamtdistanz von 7.980 km um die gesamte Ostsee herum führt. Gesäumt ist die Küste im Südosten Schwedens von alten Bunkern aus dem Zweiten Weltkrieg. Über Ystad und Simrishamn gelangte ich zur Hafenstadt Karlskrona, die eine von 15 Unesco-Welterbestätten in Schweden ist. Dort besuchte ich das Marinemuseum, zu dem mehrere Museumsschiffe gehören.
Meine Absicht war, meine Fahrradreise auf der Ostseeinsel Öland (21) fortzusetzen. Die Insel Öland weist zahlreiche Sehenswürdigkeiten auf, darunter neolithische Steinmonumente und eine größere Zahl von 400 historischen Blockwindmühlen. Zudem gibt es eine große Vielfalt unterschiedlicher Naturräume, und ein Teil der Insel Öland ist Unesco-Welterbe. Von der Stadt Kalmar aus wollte ich über die Ölandbrücke (22) zur Insel Öland gelangen, doch ich mußte feststellen, daß die Ölandbrücke für Fahrräder gesperrt ist. Zwar gibt es eine Fähre, doch diese hat bis zum 23. Juni stark eingeschränkte Verkehrszeiten, sodaß ich meine Fahrradreise auf dem Festland fortsetzte. Während in Norwegen gerne und häufig Tunnel für Fahrradfahrer gesperrt sind, wie ich auf meiner Fahrradreise durch das südliche Norwegen im Jahre 2011 feststellen mußte, und was zu teilweise tagelangen Umwegen nötigt, sind es in Schweden Brücken, deren Nutzung man Fahrradfahrern vorenthält. Zweifellos ist dies ein Fall von Ungleichbehandlung und Diskriminierung von Fahrradfahrern, wie man sie in automobilen Gesellschaften überall antrifft.
Das der automobilen Gesellschaft zugrunde liegende Planungsleitbild der Autogerechten Planung (23) ist ein Beispiel für Strukturelle Gewalt (24) und strukturelle Diskriminierung, hier: gegenüber Fahrradfahren, die systematisch diskriminiert werden. Bezüglich struktureller Diskriminierung von Fahrradfahrern durch die autogerechte Planung automobiler Gesellschaften läßt sich in Skandinavien ein Gefälle feststellen: Während in Dänemark das Fahrradfahren überall strukturell und auch in der Verkehrsplanung gefördert wird, und das Fahrradfahren in Dänemark ähnlich populär ist, wie in den Niederlanden, ist hingegen die schwedische Gesellschaft eine automobile Gesellschaft, in der das Fahrradfahren im Alltag eine untergeordnete Rolle und Bedeutung hat. Dieser Automobilismus einer automobilen Gesellschaft erfährt in Norwegen eine Steigerung und erlangt auf der Insel Island einen Höhepunkt, wo eine autozentrierte Gesellschaft wie in den USA besteht.
Im Fährhafen Oskarshamn besteht die Möglichkeit, per Fähre zur ehemaligen Hansestadt Visby (25) auf der im Zentrum der Ostsee gelegenen Insel Gotland (26) zu gelangen. Aufgrund des knappen Zeitrahmens meiner Fahrradreise 2014 stellte ich einen Besuch der Insel Gotland jedoch vorerst zurück. Auf meiner großen Nordeuropa-Fahrradreise im Jahre 2017 habe ich meinen Besuch auf der Insel Gotland nachgeholt und diese Insel ausgiebig erkundet, wobei ich mich auf den Spuren der Gotlandreise des Naturforschers Carl von Linné (1707-1778) (27) bewegte, die er im Jahre 1741 durchgeführt hatte. In der Geschichte der Ostseeregion hat die Insel Gotland eine zentrale und herausragende Bedeutung. Schon zu Zeiten der Wikinger (28) war die Insel Gotland ein Zentrum des Ostseehandels (29), wobei die Fahrtgemeinschaften der Wikinger, die im östlichen Europa Rus (30) und Waräger (31) genannt wurden, mit ihren leichten Wikingerschiffen (32) von der Ostseeregion über den Fluß Newa, den Ladogasee und die osteuropäischen Flüsse auf den Fernhandelsrouten durch das östliche Europa (33) in die östliche Mittelmeerregion gelangten. Dort betrieben die Waräger insbesondere in der Weltstadt (34) Konstantinopel (35) erfolgreichen Handel und stellten als Warägergarde (36) die Leibgarde des Kaisers des Byzantinischen Reiches (37). Entlang der Fernhandelsrouten im östlichen Europa gründeten Waräger mehrere Städte, darunter im Jahre 753 Lagoda (38) und im Jahre 859 Nowgorod (39), die die ältesten Städte auf dem Territorium des heutigen Rußland sind. Im Jahre 862 errichtete Warägerfürst Rurik (ca. 830-879) (40) in Nowgorod das Zentrum seiner Herrschaft, und sein Nachfolger Oleg von Nowgorod (41) eroberte bei seinem Bestreben, die Fernhandelswege im östlichen Europa zu beherrschen, im Jahre 882 die Stadt Kiew (42), wohin er die Hauptstadt des von ihm regierten Großfürstentums der Kiewer Rus (43) verlegte. Diese Fernhandelsaktivitäten der Wikinger (44) bzw. Waräger reichten bis nach Bagdad (45). Von diesem erfolgreichen transkontinentalen Fernhandel der Wikinger bzw. Waräger zeugen umfangreiche Funde von Silbermünzen auf der Insel Gotland. Bis ins Mittelalter hinein dominierten die Wikinger bzw. Waräger den Ostseehandel.
Durch Bildung gemeinsamer Fahrtgemeinschaften mit den Wikingern auf der Insel Gotland (46) gelang es den Hansen (47), am Ostseehandel zu partizipieren, dessen Kernbereich alsbald von den Hansen dominiert wurde. Die Fahrtgemeinschaften sowohl der Wikinger als auch der Hansen sind ein Beispiel für Gilden (48). Diese Zusammenarbeit mit den Gotländern auf der Insel Gotland ist entscheidend für die weitere Entwicklung der Hansen. Mit ihren im Vergleich zu den leichten Wikingerschiffen erheblich schwereren Hansekoggen (49), die sich im Gegensatz zu Ersteren auch nicht für einen Transport über Land eigneten, blieb der Handelsraum der Hansen allerdings stets nur auf den Kernraum des Handelsraumes der Wikinger/Waräger beschränkt, und er endete im östlichen Europa in der Stadtrepublik Nowgorod (50). Der Übergang vom Mittelalter zur Neuzeit ist geprägt durch den Niedergang der selbstständigen und freien Städte und den Aufstieg des absolutistischen Staates sowie durch die Verlagerung der Welthandelsrouten (51) und der Welthandelszentren in Europa, wodurch sowohl der Ostseehandel, als auch der Handel über das Mittelmeer an Bedeutung verloren. Eine Folge dieser grundlegenden und radikalen Veränderungen der Verhältnisse war der Niedergang der Hansen und der Niedergang der selbstständigen und freien Hansestädte (52) am Übergang vom Mittelalter zur Neuzeit.
Weiter fuhr ich über Västervik und Nyköping nach Stockholm. Die Metropole Stockholm hatte ich zuletzt im Sommer 1988 während meiner erwähnten Rundreise durch die Ostseeregion besucht. In Stockholm unternahm ich eine Stadtrundfahrt, doch für Besuche der zahlreichen Museen fehlte mir die Zeit. Zweifellos müßte man sich auch in der Metropole Stockholm für Stadtexkursionen und Museumsbesuche mehrere Tage aufhalten, was ich später während meiner großen Nordeuropafahrradreise im Jahre 2017 nachholte.
Von Stockholm aus fuhr ich zum Fährhafen Grisslehamn. Von dort gelangte ich per Fähre nach Mariehamn, der Hauptstadt der Åland-Inseln (53). Die Hafenstadt Mariehamm war im Jahre 1861 auf Veranlassung von Kaiser Alexander II. (54) gegründet worden. Die Bevölkerung der Åland-Inseln ist schwedischsprachig, und die Åland-Inseln haben einen sehr weitgehenden Autonomiestatus (55) und Selbstverwaltung (56). Seit der Bildung des Großfürstentums Finnland (57) im Jahre 1809 sind die Åland-Inseln ein Bestandteil von Finnland. Das Großfürstentums Finnland hatte einen weitgehenden Autonomiestatus und Selbstverwaltung, wobei Kaiser Alexander I. (58) das Staatsoberhaupt von drei autonomen Staaten war: vom Kaiserreich Rußland (59), vom Königreich Polen (60) und vom Großfürstentum Finnland. Bei meiner Weiterfahrt auf den Åland-Inseln gelangte ich zur Burg Kastleholm aus dem 12. Jahrhundert und dann zur Ruine der Festung Bromarsund.
Die Festung Bromarsund (61) wurde im Jahre 1854 während des Krimkrieges (62) durch eine britische und französische Flotte zerstört. Der Krimkrieg in den Jahren 1853 bis 1856 wird im Allgemeinen kaum beachtet, doch seine Bedeutung ist erheblich. Er war der größte Krieg zwischen den Napoleonischen Kriegen (63) und dem Ersten Weltkrieg, und schon der Krimkrieg wäre ein Weltkrieg geworden, wenn das Königreich Preußen und das Kaiserreich Österreich-Ungarn im Krimkrieg nicht neutral geblieben wären. Zuvor hatte schon der Siebenjährige Krieg (64) in den Jahren 1756 bis 1763 den Charakter eines Weltkrieges gehabt, da er unter Beteiligung aller europäischen Großmächte weltweit auf mehreren Kontinenten geführt wurde, sodaß sich mit dem Siebenjährigen Krieg das Zeitalter des Imperialismus (65) ankündigte, das in den beiden Weltkriegen des 20. Jahrhunderts kulminierte. Der Krimkrieg führte zum Ende des Mächtegleichgewichtes der Pentarchie (66) und zum Zerfall der sogenannten „Heiligen Allianz“ (67), was eine wesentliche Voraussetzung dafür ist, daß später der Erste Weltkrieg entstehen konnte. Während im Krimkrieg das Kaiserreich Rußland isoliert war, sodaß eine Kriegsniederlage unvermeidlich war, waren im Ersten Weltkrieg die Kaiserreiche Deutschland und Österreich-Ungarn isoliert mit den gleichen Folgen (68).
Bei meiner Weiterfahrt auf den Åland-Inseln folgte ich der nördlichen Trasse der Schärenringstraße (69). Mit einer kleinen Seilfähre und über eine schmale Brücke gelangte ich zur Insel Vårdö, auf der ich den Fährhafen Hummelvik erreichte. Die Fähren der Ålandstrafiken-Fährlinien (70) verbinden die verstreut liegenden Åland-Inseln miteinander sowie mit dem finnischen Festland. Vom Fährhafen Hummelvik verkehrt die Nordlinie der Ålandsfähren zum Fährhafen Torsholma auf der Insel Brändö. Die Fährfahrt von Hummelvik nach Torsholma auf der Insel Brändö dauert 2 ½ Stunden, und sie verläuft durch das zwischen den Åland-Inseln und dem finnischen Festland liegenden Schärenmeer (71) mit unzähligen kleinen Inseln. Durch die postglaziale Landhebung (72) verringert sich die Wassertiefe im Bereich des Schärenmeeres um jährlich etwa 0,5 cm. Obwohl es am 20. Juni während meines Aufenthalts auf den Schäreninseln Mittsommertag ist, betrug die Temperatur am Tag nur +10 Grad Celsius und nachts +6 Grad Celsius, und im nördlichen Finnland hatte es sogar geschneit. Immerhin ist es auf den Åland-Inseln am Mittsommertag auch mitten in der Nacht noch hell. Die Fähre legt an den Inseln Kumlinge, Enklinge und Lappo an, bevor der Fährhafen Torsholma erreicht ist. Die Insel Brändö ist eine durch Dämme und Brücken verbundene Inselgruppe, über die eine ca. 23 km lange Straße bis zum Fährhafen Åvo im Norden der Insel führt. Von dort erreiche ich mit einer weiteren Fähre den Fährhafen Oknäs auf einer dem finnischen Festland vorgelagerten Insel.
Meine Fahrt setzte ich zum Ort Kustavi/Gustavs fort, wobei ich den Meeresarm Ströönn mit einer Seilfähre überquerte. Weiter fuhr ich zur Stadt Turku/Åbo (73), die bis zum Jahre 1819 die Hauptstadt Finnlands gewesen ist. Im Jahre 1819 wurde die Hauptstadt Finnlands auf Veranlassung von Kaiser Alexander I. nach Helsinki verlegt. Nach einer Stadtexkursion in Turku/Åbo setzte ich meine Fahrt nach Helsinki fort. Die von mir durchfahrene Landschaft im Südwesten Finnlands ist etwas monoton, in den Niederungen überwiegt Landwirtschaft auf oft großen Feldern, und die Hügel sind meistens bewaldet, wobei Baumarten der Vegetationszone des Borealen Nadelwaldes (74), also Kiefern, Fichten und Birken überwiegen. Doch in den Dörfern wachsen auch Linden, die für die mitteleuropäische Laubmischwaldzone (75) typisch sind. Wir befinden uns hier im Bereich einer markanten Vegetations- und Klimagrenze, für die der Naturforscher Carl von Linné auf Grundlage der Erkenntnisse seiner Forschungsreisen im nördlichen Europa den Begriff „Limes norrlandicus“ (76) geprägt hat. Die Vegetations- und Klimagrenze des „Limes norrlandicus“ verläuft etwa entlang des 61. Breitengrades durch das nördliche Europa, und sie trennt die Zone des Laubmischwaldes im mittleren Europa von der nördlich angrenzenden Zone des Borealen Nadelwaldes.
In Helsinki bin ich zum ersten Mal, und ich nutzte die Gelegenheit, mir diese Stadt anzusehen, um sie näher kennenzulernen. Ein Wahrzeichen von Helsinki ist die beeindruckende Finlandia-Halle, in der in der ersten Hälfte der 70er Jahre die KSZE-Konferenzen stattfanden, die die Unterzeichnung der Schlußakte von Helsinki am 01.08.1975 zum Ergebnis hatten. Dieser KSZE-Prozeß hatte erheblich dazu beigetragen, daß der Ost-West-Konflikt ein Ende finden konnte und wir heute z.B. von Finnland nach Estland reisen können. Bekanntermaßen war die Forderung nach Reisefreiheit ein wesentlicher Moment des Wandels Ende der 80er Jahre, doch heute wird die Reisefreiheit überall wieder erheblich eingeschränkt.
5. Geopolitik und die neue Spaltung Europas
Die Finlandia-Halle macht heute einen verwaisten Eindruck, doch aufgrund der jüngsten krisenhaften Entwicklungen in der Ukraine (77) und zuvor in Georgien (78) möchte man sich eine Wiederaufnahme der KSZE-Konferenzen wünschen. Im Rahmen seiner Politik der Perestroika sprach Michail S. Gorbatschow in den 80er Jahren vom „Gemeinsamen Haus Europa“, doch allzu offensichtlich blieben seither Chancen ungenutzt und zudem gab es nach der Epochenwende 1989/90 seither unübersehbar Fehlentwicklungen.
Zwar hatte die KSZE in ihrer Charta von Paris im November 1990 den Ost-West-Konflikt für beendet erklärt, am 1. Juli 1991 wurde der Warschauer Pakt aufgelöst (79) und das sowjetische Militär wurde aus der östlichen Hälfte Europas abgezogen. Auch aus Deutschland wurde das sowjetische Militär im Jahre 1994 vollständig abgezogen. Dieser Abzug des sowjetischen Militärs war im Rahmen des Zwei-plus-Vier-Vertrages (80) bis zum 31. Dezember 1994 vereinbart worden. Jedoch wurde die Zusage, die Nato nicht nach Osten auszuweiten, nicht eingehalten (81). Im Zuge der seit 1989/90 erfolgenden geopolitischen (82) Neuaufteilung globaler Interessen- und Einflußzonen erweitert sich parallel und nahezu zeitgleich mit der NATO (83) die Europäische Union (84) als imperialer Akteur immer weiter, und ein Beitritt zur NATO ist faktisch die Voraussetzung für eine Aufnahme in die EU. In ihrem Buch: Das Ende des Imperiums. Was aus den Staaten der Sowjetunion wurde“ stellen die Autoren Thomas Kunze und Thomas Vogel fest: „Das Denken in Blöcken ist noch nicht überwunden“ (85).
Der ehemalige Umweltminister von Brandenburg, Matthias Platzeck stellt in seinem Buch „Wir brauchen eine neue Ostpolitik. Russland als Partner“ rückblickend fest: „Die Euphorie war groß. Der Geist der Zeit spiegelte sich in der Charta von Paris für ein neues Europa wider, die im November 1990 von den USA, der UDSSR und mehr als dreißig europäischen Staaten unterzeichnet wurde. In der Präambel wurde festgehalten: ‚Das Zeitalter der Konfrontation und der Teilung Europas ist zu Ende gegangen. … Europa befreit sich vom Erbe der Vergangenheit. Durch den Mut von Männern und Frauen … bricht in Europa ein neues Zeitalter der Demokratie, des Friedens und der Einheit an.‘ Der Kampf der Ideologien schien ein für alle Mal beendet, die Frage von Krieg und Frieden in Europa endgültig entschieden. Heute müssen wir feststellen, dass sich die an das Ende des Kalten Krieges geknüpften Hoffnungen nicht erfüllt haben, dass vielmehr die Gräben zwischen Ost und West neu aufgeworfen sind und wir uns wieder als Gegner betrachten. Im Rückblick mutet die Verheißung von damals geradezu blauäugig und naiv an“ (86).
Mittlerweile hat sich Europa vom Sicherheitsverständnis des KSZE-Prozesses verabschiedet. In Europa wird seither „Sicherheit“ nicht mehr verstanden als Ergebnis von Völkerverständigung und wechselseitigem Kennenlernen der Menschen, von kulturellem Austausch und der Verwirklichung allgemeiner Reisefreiheit im gesamten Europa, sondern nunmehr sicherheitstechnisch durch Aufrüstungen von Grenzregimen und flächendeckender Überwachung und Kontrolle der Menschen, was sich heute im gesamten Europa feststellen läßt. Mittlerweile begrenzt ein neuer „Eiserner Vorhang“ die Reisefreiheit in Europa. Dieser neue „Eiserner Vorhang“ verläuft entlang der Außengrenze der EU, und er prägt den Begriff der „Festung Europa“, denn seit 1989/90 wird die in der östlichen Hälfte Europas erlangte Reisefreiheit von der EU als Bedrohung aufgefaßt, und durch Aufrüstung des Grenzregimes wird versucht, diese neue gewonnene Reisefreiheit in der östlichen Hälfte Europas zu kontrollieren und zu unterbinden.
Daß bis heute nicht eine Reisefreiheit im gesamten Europa erreicht werden konnte, ist hauptsächlich im Prinzip der Gegenseitigkeit begründet, das bei Einreise- und Visa-Bestimmungen allgemein zur Anwendung kommt. Das Prinzip der Gegenseitigkeit bedeutet, daß Staaten wechselseitig ihren Bürgern visafreies Reisen gewähren. Wie ich feststellen konnte, ist es tatsächlich im östlichen Europa die EU, die schon seit Längerem ein visafreies Reisen in der gesamten östlichen Hälfte Europas verhindert: Vorschläge der Regierung Rußlands zur beiderseitigen Visafreiheit wurden bislang von der EU abgelehnt. Die Intentionen das KSZE-Prozesses werden damit konterkariert. Die Autoren Thomas Kunze und Thomas Vogel stellen in ihrem Buch: Das Ende des Imperiums. Was aus den Staaten der Sowjetunion wurde“ fest: „Trotz jahrelanger Diskussion ist es bis heute nicht gelungen, die Visaschranken zwischen der EU und der Russischen Föderation zu beseitigen“ (87).
Es zeigt sich auch hier, daß sich die westliche Hälfte Europas bequem in ihrer Konsumkultur in der westlichen Hälfte Europas westlich des „Eisernen Vorhangs“ eingerichtet hatte, sie wurde von den Ereignissen der Jahre 1989/90 überrascht, und bis heute zeigt die westliche Hälfte Europas wenig Bereitschaft, die spezifischen Besonderheiten in der östlichen Hälfte Europas verstehen und angemessen berücksichtigen zu wollen. Gleichberechtigte Partnerschaft wird nicht angestrebt, vielmehr erklärte der Westen seinen „Sieg im Kalten Krieg“, und seither soll sich der Osten dem Westen und dessen westlicher Variante der industriellen Moderne anpassen, obwohl die globalen ökologischen Krisen aufzeigen, daß Alternativen jenseits der industriellen Moderne benötigt werden und entwickelt werden müssen. Ergebnis dieser Ignoranz und Arroganz des Westens ist ein neuer „Eiserner Vorhang“, wie wir heute feststellen müssen, und die vom KSZE-Prozeß intendierte Reisefreiheit im gesamten Europa existiert bis heute nicht.
6. Nationalismus und Geopolitik
In Europa wird heute die Reisefreiheit, der Austausch und die Entwicklung von Kontakten zwischen den Menschen wieder eingeschränkt. Ethnonationalistische Konflikte nehmen zu, und sie sind die größte Herausforderung für europäische Politik. Der homogene Nationalstaat (88) gilt weiterhin als das anzustrebende Ideal der Politik, und der Nationalismus (89) wird wieder zur Leitideologie Europas (90). Insbesondere in der östlichen Hälfte Europas ist die „Entwicklung einer nationalen Identität“ (91) oberstes Staatsziel der Politik, und immer weniger werden dort Rücksichten auf Minderheitenrechte (92) und Menschenrechte (93) genommen. In seinem Buch: „Friedensprojekt Europa“ stellt der Sozialwissenschaftler und Friedensforscher Dieter Senghaas fest: „Dieser ‚Ethnonationalismus‘ ist erneut zu einem Kernproblem regionaler, nationaler und internationaler Politik geworden“ (94). Die Soziologin Ingrid Oswald verweist in Ihrem Buch: „Nationalitätenkonflikte im östlichen Teil Europas“ darauf, daß die „ethnische Verschachtelung die Bildung von Nationalstaaten von vornherein zu einem äußerst schwierigen, extrem konfliktträchtigen Unterfangen“ (95) macht. Dieser in der östlichen Hälfte Europas seit 1989/90 neu entstandene Nationalismus wird von Welt- und Supermächten im Zuge der seit 1989/90 stattfindenden Neuaufteilung globaler Interessen- und Einflußzonen geopolitisch instrumentalisiert, wie insbesondere die Entwicklungen in der Ukraine zeigen. Der in der Ukraine entstandene ethnonationalistische Konflikt, der mit einer konsequenten Beachtung von Minderheitenrechten (96) und konsequenter Gleichberechtigung (97) vermeidbar gewesen wäre, wird heute zum Schaden der Bevölkerung der Ukraine von Welt- und Supermächten im Zuge der seit 1989/90 stattfindenden Neuaufteilung globaler Interessen- und Einflußzonen geopolitisch instrumentalisiert.
Der Nationalismus in der östlichen Hälfte Europas ist heute nicht weniger gefährlich als in der Zwischenkriegszeit (98) zwischen den beiden Weltkriegen, wie die aktuellen Entwicklungen zeigen. Die Entwicklungen im ehemaligen Jugoslawien (99) sind ein mögliches Szenario für die gesamte östliche Hälfte Europas, wenn sich dort ethnonationalistische Konflikte weiter zuspitzen, worauf der Friedens- und Konfliktforscher Johan Galtung (100) in seinem Buch: „Die andere Globalisierung. Perspektiven für eine zivilisierte Weltgesellschaft im 21. Jahrhundert“ hinweist: „das könnte eines Tages zur Makro-Version dessen führen, was wir im relativ kleinen Ausmaß im ehemaligen Jugoslawien erlebt haben“ (101).
Folge der Auflösung der Sowjetunion (102) war, daß in den verschiedenen Nachfolgestaaten große russischsprachige Minderheiten leben. So auch in den baltischen Ländern. In Estland zählt ein Viertel der Bevölkerung zur russischsprachigen Minderheit. In Lettland sind 60 Prozent der insgesamt zwei Millionen Einwohner Lettlands Letten, und die übrigen 40 Prozent der Bevölkerung sind überwiegend Russen, Weißrussen und Ukrainer. Seit der Unabhängigkeit 1991 werden in beiden Ländern insbesondere die russischsprachigen Minderheiten diskriminiert insbesondere durch Sprachpolitik (103) und Staatsangehörigkeitsgesetzgebungen (104). In ihrem Buch: Das Ende des Imperiums. Was aus den Staaten der Sowjetunion wurde“ stellen die Autoren Thomas Kunze und Thomas Vogel fest: „Noch 2015 besitzen die Hälfte der russischen Minderheit in Lettland und ein Viertel aller Russen in Estland keine lettischen oder estnischen Pässe“ (105), und „viele Russen verfügen in Estland wie auch in Lettland nur über einen sogenannten Fremdenpass und haben kein Wahlrecht“ (106). Kunze und Vogel zeigen auf, daß die lettische Regierung keine Zweisprachigkeit in Lettland duldet: „2012 gab es ein Volksbegehren, um Russisch als zweite Amtssprache einzuführen. Es war von Beginn an zum Scheitern verurteilt, die betroffenen staatenlosen Russen, Ukrainer oder Weißrussen waren zur Abstimmung nicht zugelassen. Sie dürfen sich auch um keine öffentlichen Ämter bewerben“ (107), doch es „ist die staatliche Diskriminierung der russischen Minderheit, zumal in einem Land der EU, nicht nachvollziehbar. Bis heute haben weder Estland noch Lettland die Europäische Charta für Regional- und Minderheitensprachen unterzeichnet“ (108) Trotz dieser in der östlichen Hälfte Europas verbreiteten Defizite in den Bereichen Minderheitenrechte, Gleichberechtigung, Partizipation und Demokratie wurden bei der großen EU-Erweiterung im Jahre 2004 aus geopolitischen Gründen zahlreiche Länder der östlichen Hälfte Europas in die EU aufgenommen.
Die Lage der russischsprachigen Minderheiten in der östlichen Hälfte Europas nach der Auflösung der Sowjetunion ähnelt der Lage der deutschsprachigen Minderheiten in den neu entstandenen Nationalstaaten in der östlichen Hälfte Europas nach dem Ersten Weltkrieg; auch diesen deutschsprachigen Minderheiten und weiteren Minderheiten wurden in den nach dem Ersten Weltkrieg neu entstandenen Nationalstaaten in der östlichen Hälfte Europas Minderheitenrechte und eine Gleichberechtigung verweigert, sodaß sich die Nationalitätenkonflikte der Zwischenkriegszeit zu einem großen Krieg zuspitzen konnten.
Minderheitenrechte, Partizipation und Demokratie sowie innovative und zukunftsweisende Konzepte sind heute in EUropa kein relevantes Thema mehr, denn die Europäische Union will sich heute als handlungs-, leistungs- und interventionsfähiger sowie durchsetzungsstarker globaler Akteur im Rahmen der erwarteten zukünftigen geopolitischen Krisen und Konflikte im Weltsystem präsentieren, um erfolgreich mit anderen Welt- und Supermächten geopolitisch konkurrieren zu können, und diese neuen Krisen und Konflikte im Weltsystem haben schon begonnen, wie wir in mehrfacher Weise feststellen müssen.
So hat sich die EU zu einem technokratischen Imperium entwickelt, das zwar den permanent erweiterten europäischen Großwirtschaftsraum effizient verwaltet, in dem es aber an Minderheitenrechten und Gleichberechtigung, an Partizipation und Demokratie sowie an innovativen und zukunftsweisenden Konzepten mangelt. Der Politologe Dirk Jörke zeigt in seinem Buch: „Die Größe der Demokratie. Über die räumliche Dimension von Herrschaft und Partizipation“ auf, daß „ab einer bestimmten Größe der Bevölkerung oder des Staatsgebietes sich die Qualität der Demokratie verschlechtert und in sehr großen Herrschaftsverbänden nur in einem schwachen Sinne von der Existenz demokratischer Institutionen und Praktiken ausgegangen werden kann“ (109). Je mehr sich die Europäische Union als ein technokratisches Imperium erweitert, umso mehr nehmen Partizipation und Demokratie ab und umso mehr wird der Mangel an innovativen und zukunftsweisenden Konzepten größer.
In den Medien wird heute das Thema Europa auf „EU“ und „Euro“ reduziert, und es gerät aus dem Blick, daß Europa, wie der Soziologe Ulrich Beck und der Politologe Edgar Grande in ihrem Buch: „Das kosmopolitische Europa“ hervorheben, ein „hochkomplexes und äußerst differenziertes, politisch bewegtes und bewegliches politisches Projekt“ ist, das sich aus einer Vielzahl unterschiedlicher miteinander in Wechselwirkung stehenden politischen Prozessen, Ebenen und Akteuren zusammensetzt, die in ihrer interdependenten Gesamtheit das europäische Projekt ausmachen (110). Dies läuft auf eine Förderung einer Multiebenendiversität des Politischen im Rahmen eines Mehrebenensystems einer dezentrierten Weltgesellschaft hinaus. In seinem Buch: „Der gespaltene Westen“ skizziert der Philosoph Jürgen Habermas ein Mehrebenensystem einer „Weltinnenpolitik ohne Weltregierung“: „Im Lichte der Kantschen Idee kann man sich eine politische Verfassung einer dezentrierten Weltgesellschaft, ausgehend von den heute bestehenden Strukturen, als ein Mehrebenensystem vorstellen, dem im Ganzen der staatliche Charakter aus guten Gründen fehlt“ (111). Es könnte somit in Europa ein völlig neues Modell von Politik entstehen, das sich von historisch überholten Politikformen verabschiedet, deren Scheitern in Anbetracht des extremen 20. Jahrhunderts unübersehbar geworden ist.
Aufgrund des Fortbestandes wesentlicher, für das extreme 20. Jahrhundert typischer Merkmale (112) hält das extreme 20. Jahrhundert jedoch bis heute weiter an, und es erfährt seine technologische Modernisierung im digitaltechnischen Zeitalter. Nach der Epochenwende 1989/90 erfolgt eine Neuaufteilung globaler Interessen- und Einflußzonen. Es ist eine neue Zuspitzung von globalen Gegensätzen zwischen Großmächten (113), Weltmächten (114) und Supermächten (115), zwischen imperialen Machtblöcken feststellbar, vergleichbar mit dem Zeitalter des Imperialismus, das in zwei Weltkriegen gipfelte, und es findet gerade ein „Wettlauf“ (scramble) (116) um eine Neuverteilung raumrelevanter Interessen- und Einflußzonen zur zukünftigen Absicherung von Herrschaftsansprüchen statt. Im diesem neuen Zeitalter imperialer Geopolitik und Machtpolitik ist wissenschaftlich-technischer Fortschritt, die auf Hochtouren laufende und effizienzmaximierte Industriegesellschaft und permanentes Wirtschaftswachstum alternativlos, denn nur diese sind die Grundlage für erfolgreiche geoimperiale Machtpolitik, wie das Zeitalter des Imperialismus zeigt, das in zwei Weltkriegen kulminierte. Erfolgreiche geoimperiale Machtpolitik kann nur betrieben werden, wenn Alternativen erfolgreich unterdrückt werden, und der geoimperiale Akteur, der erfolgreicher und effizienter Alternativen unterdrückt, ist im Rahmen der geoimperialen Konkurrenz im Vorteil. Alternativen sind erst wieder möglich, wenn ein vollständiger Bruch mit dem extremen 20. Jahrhundert und eine vollständige Revision (117) der dieses extreme 20. Jahrhundert ermöglichenden Ideen und Konzepte erfolgt ist und auch tatsächlich grundsätzlich anders und auf anderen Grundlagen Politik gemacht wird.
So mangelt es an zukunftsweisenden Alternativen, und ein Wechsel der Agenda (118) steht noch aus, sodaß der Friedens- und Konfliktforscher Johan Galtung in seinem Text: „Geopolitik nach dem Kalten Krieg: ein Essay zur Agendatheorie“ zu der Schlußfolgerung gelangt, „daß die politische Klasse dieser Erde ein momentanes geopolitisches Agendavakuum mit unvollendeten Agenden der Vergangenheit füllt (…). Die politische Klasse hat nicht umgedacht, und das liegt nur teilweise daran, daß sie keine Zeit für kreative Aktivitäten hatte“ (119). Noch erfolgte kein vollständiger historischer Bruch mit dem extremen 20. Jahrhundert und es erfolgte keine vollständige Revision der dieses extreme 20. Jahrhundert ermöglichenden Ideen und Konzepte, da wesentliche, das extreme 20. Jahrhundert prägende und konstituierende Merkmale fortbestehen, sodaß sich das extreme 20. Jahrhundert heute digitaltechnisch modernisiert ins 21. Jahrhundert verlängert und die abschließende Historisierung des extremen 20. Jahrhunderts durch den Historiker Eric Hobsbawm (1917–2012) als „Das Zeitalter der Extreme“ (120) zu früh erfolgt ist. Wie die auch nach der vermeintlichen Epochenwende 1989/90 fortbestehenden Krisen, Konflikte und Kriege zeigen, setzt sich das extreme 20. Jahrhundert als „Zeitalter der Extreme“ vielmehr im 21. Jahrhundert weiter fort, da wesentliche das extreme 20. Jahrhundert prägende Merkmale weiter fortbestehen, diese sich einem historischen Bruch verweigern und ihre Kontinuität ins 21. Jahrhundert verlängern. Nach dem Zeitalter der Bipolarität und der Blockkonfrontation bestand zu Beginn der 90er Jahre tatsächlich die Hoffnung, daß ein neues globales Zeitalter des Friedens, der Kooperation und der Entwicklung anbrechen würde, was sich jedoch als Illusion erwies, wie wir heute feststellen müssen.
7. Von Finnland durch Estland nach Lettland
Von Helsinki fuhr ich per Fähre über den Finnischen Meerbusen nach Tallinn/Reval (121) in Estland. Die historische Altstadt der ehemaligen Hansestadt Tallinn/Reval ist seit 1997 Unesco-Weltkulturerbe. Die mittelalterliche Altstadt ist mitsamt der Stadtmauer und zahlreichen Türmen nahezu vollständig erhalten, was im heutigen Europa nach den Kriegszerstörungen des Zweiten Weltkrieges und den Zerstörungen durch mehrere Jahrzehnte autogerechter Stadtplanung eine außerordentliche Seltenheit ist. Tallinn/Reval wird von erheblich mehr Touristen besucht als Helsinki.
Die Stadt Tallinn/Reval verließ ich Richtung Südosten. Ich gelangte auf eine kleine, verkehrsarme Landstraße, wobei ich durch die Orte Loo, Kostivere und Raasiku gelange. Nun ging es weiter auf Schotterstraßen zum Ort Kehra. Anders als bei den schwedischen und norwegischen Schotterstraßen ist die Oberfläche der estländischen Schotterstraßen nicht gewalzt und glatt, sondern von grobem Kies bedeckt, was das Radfahren erschwert und verlangsamt und zudem wenig materialschonend ist. Beim Ort Aegviidu gelangte ich auf die Landstraße 39, auf der ich Richtung Tartu/Dorpat weiterfahre. Anders als die von mir in Schweden und Finnland durchfahrene, meist hügelige Landschaft, ist die Landschaft in Estland überwiegend sehr flach bis leicht wellig, was das Radfahren zwar erleichtert, allerdings nur wenig landschaftliche Abwechslung bietet. Ich gelangte durch eine Agrarlandschaft, die von flurbereinigten Großflächen der vor 1989 betriebenen industriellen Landwirtschaft geprägt ist.
Dann erreichte ich die Universitätsstadt Tartu/Dorpat. Die Universität von Tartu/Dorpat (122) wurde im Jahre 1632 gegründet, und sie ist eine der ältesten und bedeutendsten Universitäten im nördlichen Europa. Meine Fahrt setze ich Richtung Südwesten fort, und ich erreiche die an der Grenze zu Lettland gelegene „Doppelstadt“ Valga (123) /Valka (124). Tatsächlich handelt es sich auch bei dieser „Doppelstadt“ um eine einzige historisch gewachsene Stadt, die im Jahre 1286 mit dem Namen Walk (125) erstmals schriftlich erwähnt worden ist , und der Stadtname Walk wurde bis 1920 verwendet. Allerdings wurde die Stadt Walk im Zeitalter des Nationalismus in der späten Neuzeit im Jahre 1920 von einer Staatsgrenze in zwei Teile geteilt. Heute verläuft mitten durch die Stadt Valga/Valka die Grenze zwischen Estland und Lettland. Derartige Teilungen von Städten sind ein weit verbreitetes Phänomen der Neuzeit und sie ereigneten sich insbesondere im Zeitalter des Nationalismus und der Herausbildung von Nationalstaaten. Immer wieder gelangte ich bei meinen Fahrradreisen in Europa durch zahlreiche dieser geteilten eigenartigen „Doppelstädte“ (126), die es im heutigen Europa in großer Zahl gibt. Insbesondere interessiert mich an diesen „Doppelstädten“ die jeweilige Teilungssituation, sodaß ich stets beide Teile einer „Doppelstadt“ besuche. Diese geteilten Städte können auch als Ausdruck des Niedergangs der Städte seit dem Übergang vom Mittelalter zur Neuzeit angesehen werden, und sie sind somit ein Ausdruck der in der Neuzeit erlangten Dominanz des zentralistischen absolutistischen Staates über die zuvor weitgehend selbstständigen und freien Städte. Bis heute haben die Städte ihre frühere Bedeutung und Selbstständigkeit nicht wieder erlangt, und sie sind weiterhin ein Spielball der von Nationalstaaten zur Machtbehauptung der Nation betriebenen Machtpolitik.
Meine Fahrradreise setze ich im Tal des Flusses Gauja fort, wobei ich durch die Städte Valmira und Cēsis gelange, und dann die ehemalige Hansestadt Riga (127) erreiche. Weiter fahre ich zur Hafenstadt Liepāja/Libau, von wo aus ich mit einer Fähre über die südliche Ostsee nach Travemünde fahre. Von Travemünde fahre ich am 04.07.2014 per Regionalbahn zurück nach Berlin, wo meine Fahrradreise durch die mittlere Ostseeregion endet. Tatsächlich ist es jedoch mehr eine Reiseunterbrechung, denn weitere Fahrradreisen sind erforderlich, um die gesamte Ostseeregion als eine geographische und historische Einheit kennenzulernen.
8. Anmerkungen:
1) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Ostsee
2) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Mittelmeer
Sowie: https://de.wikipedia.org/wiki/Mittelmeerraum
3) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Vergleich_(Philosophie)
Die Methode des Vergleichs ersetzt sowohl in der Geographie als auch in der Geschichtswissenschaft sowie weiteren Geistes- und Gesellschaftswissenschaften die Methode des Experiments in den Naturwissenschaften. In der Geographie wurde die Methode des Vergleichs insbesondere durch Alexander von Humboldt (1769-1859) eingeführt und angewandt.
Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Alexander_von_Humboldt
4) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Kulturgeographie
5) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Dominium_maris_baltici
Des Weiteren: https://de.wikipedia.org/wiki/Dominium_maris_septentrionalis
6) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Imperium_romanum
7) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Islamische_Expansion#Arabische_Eroberung_des_römischen_Orients
Da es sich um eine arabische Expansion handelt, die ein arabisches Imperium schuf, ist es ungeeignet und irreführend, diese als eine „islamische Expansion“ zu bezeichnen, wie es auf Wikipedia erfolgt. Zum Vergleich wird von einer mongolischen Expansion
Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/13._Jahrhundert#Die_mongolische_Expansion
gesprochen, die ein Mongolisches Imperium
Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Mongolisches_Reich
zur Folge hatte.
8) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Osmanisches_Reich
Das Osmanische Imperium kann als eine orientalische Despotie angesehen werden. Als einer orientalischen Despotie unterscheidet sich das Osmanische Imperium grundsätzlich zum im Zeitalter des Hellenismus
Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Hellenismus
durch Alexander III. von Makedonien (= Alexander der Große) (356-323 v. Chr.)
Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Alexander_der_Große
geschaffene kosmopolitische Alexanderreich
Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Alexanderreich
in dem er im Jahre 324 Gleichbehandlung und Gleichberechtigung sämtlicher Einwohner verkündet hatte.
9) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Physische_Geographie
10) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Eiszeitalter
Sowie: https://de.wikipedia.org/wiki/Känozoisches_Eiszeitalter
Und: https://de.wikipedia.org/wiki/Letzte_Kaltzeit
11) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Glaziale_Serie
12) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Eiserner_Vorhang
13) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Reisefreiheit
Sowie: https://de.wikipedia.org/wiki/Freizügigkeit
14) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/KSZE
Der KSZE-Prozeß ist dokumentiert in: Europäische Menschenrechtsdokumente und der KSZE-Prozeß. In: Bundeszentrale für politische Bildung (Hg.): Menschenrechte. Dokumente und Deklarationen. Bonn, 1995. S. 219-457. Wenn man heute die Dokumente des gesamten KSZE-Prozesses noch einmal liest, wird deutlich, wie erheblich die heutige Politik in Europa vom KSZE-Prozeß und dessen Intentionen abgewichen ist. Die Beendigung des KSZE-Prozesses Mitte der 90er Jahre korreliert signifikant mit der Zunahme von Krisen, Konflikten und Kriegen in Europa, die wir seither feststellen müssen.
15) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Perestroika
Sowie: https://de.wikipedia.org/wiki/Perestroika_verstehen_-_Neues_Denken_verteidigen
Des Weiteren: https://de.wikipedia.org/wiki/Zerfall_der_Sowjetunion#Reformpolitik_Gorbatschows_und_die_Folgen
16) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Michail_Sergejewitsch_Gorbatschow
17) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Ost-West-Konflikt
Unzulässigerweise wird der Begriff „Ost-West-Konflikt“ und der Begriff „Kalter Krieg“ bei Wikipedia synonym gebraucht. Dies ist Ausdruck eines weitverbreitenen eingeschränkten Geschichtsbewußtseins
Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Geschichtsbewusstsein
und eines eingeschränkten Geschichtsbildes,
Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Geschichtsbild
das insbesondere eine piefige Berliner Mauergesellschaft prägt, bei der der Horizont des Geschichtsraumes
Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Geschichtsraum
und des Weltbildes
Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Weltbild
an der Berliner Mauer endet, und der es nicht gelingt, den begrenzten Blick und die beschränkte Perspektive über Berlin im „Kalten Krieg“ hinaus zu erweitern.
Während der Begriff „Kalter Krieg“ auf den historischen Zeitabschnitt der Blockkonfrontation und der Bipolarität des Staatensystems zwischen der Nachkriegszeit des Zweiten Weltkriegs und den Ereignissen 1989/90 beschränkt und begrenzt ist, ist der Begriff „Ost-West- Konflikt“ hingegen weit umfassender: Der „Ost-West-Konflikt“ ist in Form des „Ost-West-Gegensatzes“ ein Narrativ, das die gesamte europäische Geschichte seit ihren Anfängen bestimmt und gestaltet; dieses Narrativ wird immer wieder neu reproduziert, und es erscheint in immer wieder neuer Gestalt. Schon bei den alten Griechen gab es einen Ost-West-Gegensatz zwischen der Welt des antiken Griechenlands
Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Antikes_Griechenland
und dem Persischen Imperium
Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Perserreich
als der Orientalischen Despotie. Der Ost-West Gegensatz in Europa fand eine Neuauflage mit der Aufteilung des Imperium Romanum
Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Reichsteilung_von_395
in einen lateinischen weströmischen Teil und einen von griechischer Kultur dominierten oströmischen Teil, der in der Aufteilung der christlichen Kirche in einen lateinischen römisch-katholischen und einen griechisch-orthodoxen Teil seine Entsprechung findet:
Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Morgenländisches_Schisma
Aus diesem Gegensatz wurde der Gegensatz zwischen Abendland
Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Abendland
und Morgenland. Diese Spaltung wurde durch die Eroberungen der Mongolen und der Osmanen vertieft. Der Historiker Dittmar Dahlmann stellt fest: „Was einst als der Norden Europas verstanden wurde, wandelte sich mit der Aufklärung und verstärkt im Laufe des 19. Jahrhunderts zum Osten Europas, wobei der Osten mit der Barbarei identifiziert wurde, während der Westen sich im Selbstverständnis als Hort der Zivilisation begriff. Die Grundlage dafür ist in einer Verschiebung des europäischen Zentrums vom Süden zum Westen hin zu sehen. Der Osten löste den bis dahin barbarischen Norden ab.“ Siehe: Dittmar Dahlmann: Osteuropäische Geschichte. S. 211. In: Christoph Cornelißen (Hg.): Geschichtswissenschaften. Eine Einführung. Frankfurt am Main, 2000. S. 206-220.
Dieses Narrativ des „Ost-West-Gegensatzes“ ist offensichtlich mittlerweile durch jahrtausendelange Einübung so mächtig geworden, sodaß seine Überwindung und Ablösung nicht gelingt, was am Beispiel der Entwicklungen seit 1989/90 aufgezeigt werden kann, denn entgegen ersten Hoffnungen auf ein endgültiges Ende des Ost-West-Konflikts und ein neues Zeitalter des Friedens und der Kooperation befindet sich Europa heute faktisch wieder in einem neuen „Kalten Krieg“, und die Welt ist von neuen Konflikten und Kriegen geprägt. Die USA und China zeichnen sich als die Hauptakteure eines globalen Ost-West-Konflikts der Zukunft ab.
18) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Entspannungspolitik
Sowie: Gottfried Niedhart: Entspannung in Europa. Die Bundesrepublik Deutschland und der Warschauer Pakt 1966 bis 1975. Bonn, 2014.
Und: https://de.wikipedia.org/wiki/Wandel_durch_Annäherung
19) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Charta_von_Paris
20) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Ostseeküsten-Route_(EV10)
Sowie: https://de.wikipedia.org/wiki/EuroVelo
21) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Öland
22) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Ölandbrücke
23) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Autogerechte_Stadt
24) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Strukturelle_Gewalt
25) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Visby
26) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Gotland
27) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Carl_von_Linné#Reise_durch_Öland_und_Gotland
28) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Wikinger
Sowie: https://de.wikipedia.org/wiki/Wikingerzeit
29) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Ostseehandel
30) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Rus_(Volk)
31) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Waräger
32) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Wikingerschiff
Sowie: https://de.wikipedia.org/wiki/Wikingerschiffbau
Und: https://de.wikipedia.org/wiki/Geschichte_des_Wikingerschiffbaus
33) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Weg_von_den_Warägern_zu_den_Griechen
Sowie: https://de.wikipedia.org/wiki/Bernsteinstraße
34) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Weltstadt
35) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Konstantinopel
36) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Warägergarde
37) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Byzantinisches_Reich
38) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Staraja_Ladoga
39) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Weliki_Nowgorod
40) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Rjurik
41) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Oleg_(Kiewer_Rus)
42) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Kiew#Mittelalterliche_Blütezeit
43) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Kiewer_Rus
Sowie: https://de.wikipedia.org/wiki/Rus
44) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Wikingerzeit#Handel
45) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Waräger#In_Arabien_und_Asien
46) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Hanse#Gotländische_Genossenschaft
Sowie: https://de.wikipedia.org/wiki/Visby#Anfänge_der_Geschichte_der_deutschen_Gotlandfahrer
Und: https://de.wikipedia.org/wiki/Ostseehandel#Aufstieg_der_Hanse_im_Ostseeraum_(1150-1250)
47) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Hanse
48) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Gilde_(Berufsverband)
Gilden müssen von Zünften unterschieden werden, was oft nicht korrekt erfolgt. Gilden können als eine Assoziation freier und gleichberechtigter Individuen zu einem bestimmten, vertraglich vereinbarten Zweck angesehen werden, ähnlich Genossenschaften und Bruderschaften. Dieses Konzept der Gilde ist eine das gesamte Mittelalter prägende und gestaltende Form gesellschaftlicher Selbstorganisation von unten. Ein Beispiel von Gilden sind die Fahrtgemeinschaften sowohl der Wikinger als auch der Hansen.
Ausführlich dargestellt ist die Bedeutung und Rolle der Gilden und der freien Städte im Mittelalter im fünften und sechsten Kapitel „Gegenseitige Hilfe in der Stadt des Mittelalters“ des im Jahre 1902 erschienenen Werks: „Gegenseitige Hilfe in der Tier- und Menschenwelt“ des Geografen Peter A. Kropotkin (1842-1921):
Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Pjotr_Alexejewitsch_Kropotkin
Sowie: https://de.wikipedia.org/wiki/Gegenseitige_Hilfe_in_der_Tier-_und_Menschenwelt
Kropotkin hebt die Besonderheiten der freien Städte des Mittelalters hervor: „Freiheit, Selbstverwaltung und Frieden zu gewährleisten, war das Hauptziel der Stadt des Mittelalters“. Die Stadt des Mittelalters war „ein Versuch, (…) einen engen Verband zu gegenseitiger Hilfe und Beistand zu organisieren, für Konsum und Produktion und für das gesamte soziale Leben, ohne den Menschen die Fesseln des Staates aufzulegen, sondern unter völliger Wahrung der Freiheit für die Äußerungen des schöpferischen Geistes einer jeden besonderen Gruppe von Individuen in der Kunst, dem Handwerk, der Wissenschaft, dem Handel und der politischen Organisation“. Die Stadt des Mittelalters war „eine befestigte Oase inmitten eines Landes, das unter dem Feudaljoch lebte“. Kropotkin stellt fest: “Die mittelalterlichen Städte haben ohne Zweifel der europäischen Zivilisation einen außerordentlichen Dienst erwiesen. Sie haben sie davor bewahrt, den Theokratien und despotischen Staaten der Vorzeit zu verfallen“ und „der Verlust, den Europa durch den Untergang seiner freien Städte erlitt, kann nur verstanden werden, wenn wir das 17. Jahrhundert mit dem 14. oder 13. vergleichen“. Siehe: Peter A. Kropotkin: Gegenseitige Hilfe in der Tier- und Menschenwelt (1902). Frankfurt am Main, 2011. S. 150, S. 154, S. 164, S. 174 und S. 170.
Am Übergang vom Mittelalter zur Neuzeit erfolgte ein Niedergang der Städte, und im Zeitalter des Absolutismus
Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Absolutismus
wird der absolutistisch regierte Staat allgemeiner Standard. Als einziger Ausnahme in Europa ist nur in der Schweiz allen modernen Tendenzen zur Zentralisierung, die sich seit dem Zeitalter des Absolutismus ereignen, erfolgreich widerstanden worden. Neben dem Konzept der Willensnation gründet das Modell der Schweiz auf einer Tradition kommunaler Selbstverwaltung, genossenschaftlicher Selbstorganisation und direkter Demokratie, und diese Tradition hat ihren Ursprung im Mittelalter, wo sie weit verbreitet war, doch sie ist heute nirgendwo sonst noch erhalten.
Mit seinem im Jahre 1902 erschienenen Buch „Gegenseitige Hilfe in der Tier- und Menschenwelt“ hat sich der Geograf Peter A. Kropotkin dem von Konkurrenz und „Kampf ums Dasein“ geprägten sozialdarwinistischen Mainstream seines Zeitalters, dem Zeitalter des Imperialismus, widersetzt und den Aspekt der Kooperation als Prinzip der Evolution und darüber hinaus der Menschheitsgeschichte hervorgehoben. Kropotkin hat sich den Stand der wissenschaftlichen Erkenntnis seiner Zeit in nahezu allen wissenschaftlichen Disziplinen erarbeitet, und auf dieser Grundlage setzt er dem sozialdarwinistischen Mainstream seines Zeitalters, dem Zeitalter des Imperialismus, eine wissenschaftlich fundierte und umfassend begründete alternative Sichtweise entgegen: Nicht Konkurrenz, sondern Kooperation ist das wesentliche Prinzip sowohl in der Evolution, als auch in der Menschheitsgeschichte.
49) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Kogge
50) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Weliki_Nowgorod#Handel_mit_Gotländern_und_Hanse
Sowie: https://de.wikipedia.org/wiki/Republik_Nowgorod
Die Republik Nowgorod und weitere Stadtrepubliken und Fürstentümer im östlichen Europa wurden in der frühen Neuzeit vom expandierenden Zarentum Rußland
Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Zarentum_Russland
erobert. Das Zarentum Rußland konnte sich zu einem der flächengrößten Imperien ausdehnen, indem es das nach dem Ende des Mongolischen Imperiums entstandene Machtvakuum im östlichen Europa und im nördlichen Asien ausfüllte. Das Zarentum Rußland kann als eine despotische Form des Absolutismus mit dem Charakter einer Orientalischen Despotie angesehen werden, in der zeitweise terroristische Formen der Herrschaftsausübung praktiziert wurden. Zar Ivan IV. (= Ivan der Schreckliche) (1530-1584)
Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Iwan_IV._(Russland)
schuf zum Zweck terroristischer Herrschaftsausübung die Garde der Opritschniki, die am 06.01.1570 die Bevölkerung der Stadtrepublik Nowgorod massakrierte. Das Ende der Stadtrepublik Nowgorod ist ein markantes Beispiel für den Niedergang der selbstständigen und freien Städte am Übergang vom Mittelalter zur Neuzeit, der sich im gesamten Europa ereignete, und des Aufstiegs des absolutistischen Staates, hier: in Gestalt des zaristischen Imperiums. Die Kaiser Peter I. (1672-1725), Elisabeth I. (1709-1762), Peter III. (1728-1762), Katharina II. (1729-1796), Alexander I. (1777-1825) und Alexander II (1818-1881) bemühten sich letztlich erfolglos um Reformen in diesem entstandenen Imperium. Bis heute haben die Städte ihre frühere Bedeutung und Unabhängigkeit nicht wieder erlangt. Die von Zar Ivan IV. (= Ivan der Schreckliche) begründete despotische und terroristische Herrschaftspraxis kulminiert letztendlich in der Herrschaft Stalins.
51) Die Eroberung von Konstantinopel im Jahre 1453 gilt als ein Markstein der Epochenwende vom Mittelalter zur Neuzeit, und die Folgen waren weitreichend. Sie unterbrach weitgehend die seit der Antike bestehenden Fernhandelsverbindungen zwischen Europa und Asien, die durch das Mittelmeer und das Schwarze Meer verliefen und die mit den transkontinentalen Fernhandelsrouten in Asien, wie insbesondere der Seidenstraße verbunden waren:
Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Seidenstraße
Vgl. auch: https://de.wikipedia.org/wiki/Indienhandel
Des Weiteren: https://de.wikipedia.org/wiki/Römisch-indische_Beziehungen
Diese Unterbrechung der transkontinentalen Fernhandelsverbindungen in Eurasien förderte die Suche nach alternativen Seehandelsrouten nach Südasien und Südost-Asien über den Atlantischen und den Indischen Ozean, wobei u.a. der Kontinent Amerika entdeckt wurde. Der Handel über das Mittelmeer verlor an Bedeutung, und ebenso die bislang dominierenden Fernhandelszentren in der Mittelmeerregion, wie z.B. Venedig und Genua. Diese wurden von neuen Fernhandelszentren in der südlichen Nordseeregion abgelöst, wie Amsterdam, Antwerpen und London, in denen der Fernhandel über Handelskompanien
Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Handelskompanie
betrieben wurde, die von den absolutistisch regierenden Fürsten mit weitgehenden Privilegien und Vollmachten ausgestattet waren, einschließlich des Rechts zur Eroberung und quasi-staatlichen Verwaltung von Kolonien in Übersee. Die Fürsten im Zeitalter des Absolutismus waren zum Zweck ihrer Machtentfaltung und Machtausweitung nach innen und außen bestrebt, ihre Einnahmen mithilfe einer merkantilistischen Wirtschaftspolitik
Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Merkantilismus
zu steigern, deren Bestandteil die Gründung von Fernhandelskompanien war. Die Fernhandelskompanien waren Aktiengesellschften, womit sich diese von den Fahrtgemeinschaften der Hansen grundsätzlich unterscheiden, die nach dem Prinzip der Gilde organisiert waren. Herausragende Beispiele dieser Handelskompanien sind die Britische Ostindien-Kompanie (EIC)
Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Britische_Ostindien-Kompanie
die Niederländische Ostindien-Kompanie (VOC)
Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Niederländische_Ostindien-Kompanie
und die französische Ostindien-Kompanie
Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Französische_Ostindienkompanie
52) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Hansestadt
53) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Åland
54) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Alexander_II._(Russland)
Kaiser Alexander II. leitete im Kaiserreich Rußland umfangreiche Reformen ein:
Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Große_Reformen
Diese Reformpolitik fand mit dem tödlichen Attentat im Jahre 1881 einen Abbruch. Von seinen Nachfolgern wurden fortan Reformen gemieden, sodaß sich die Verhältnisse in Rußland zuspitzten, wodurch die Revolutionen in den Jahren 1905 und 1917 möglich wurden, die bei einer Fortsetzung der Reformpolitik nicht erfolgt wären.
Dies ist eine Frage kontrafaktischer Geschichte:
Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Kontrafaktische_Geschichte
Kontrafaktische Geschichte ist notwendiger Bestandteil von Geschichtswissenschaft, die mehr sein will als Geschichtsschreibung, die den gegenwärtigen Zustand als das determinierte und alternativlose Ergebnis des historischen Prozesses darstellt. Es gilt, die im historischen Prozeß angelegten möglichen Entwicklungspfade herauszupräparieren, und zu analysieren und gut und umfassend zu begründen, warum der eine Entwicklungspfad zur Ausprägung gelangte, und nicht andere, ebenso im historischen Prozeß angelegte und gleichermaßen mögliche Entwicklungspfade. Dieses bildet eine Grundlage, um die Methode des Vergleichs in der Geschichtswissenschaft erfolgreich anwenden zu können. Die Methode des Vergleichs ersetzt sowohl in der Geschichtswissenschaft als auch in der Geographie sowie weiteren Geistes- und Gesellschaftswissenschaften die Methode des Experiments in den Naturwissenschaften.
Mit Attentaten wird Weltpolitik gemacht, wie auch das Beispiel des tödlichen Attentats von Sarajewo
Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Attentat_von_Sarajevo
am 28.06.1914 auf den österreichischen Thronfolger Franz Ferdinand von Österreich-Este zeigt, das den Ersten Weltkrieg auslöste. Von den feststellbaren Folgen muß man auf die Absichten der Auftraggeber der Täter schließen, denn nichts in der Geschichte geschieht zufällig.
55) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Autonomie_(Politikwissenschaft)
56) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Åland#Selbstverwaltung
57) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Großfürstentum_Finnland
58) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Alexander_I._(Russland)
59) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Russisches_Kaiserreich
60) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Kongresspolen
61) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Bomarsund
62) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Krimkrieg
63) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Napoleonische_Kriege
64) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Siebenjähriger_Krieg
65) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Imperialismus
66) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Pentarchie_(Europa)
67) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Heilige_Allianz
68) Dies verweist auf die Rolle, die Bedeutung und den Erfolg von Geheimdiplomatie:
Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Geheimdiplomatie
Sowie: https://de.wikipedia.org/wiki/Geheimvertrag
69)Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Schärenringstraße
70) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Ålandstrafiken
Sowie: https://www.alandstrafiken.ax/
71) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Schärenmeer
72) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Postglaziale_Landhebung
73) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Turku
74) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Borealer_Nadelwald
75) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Külgemäßigte_Klimazone#Laubmischwaldklimate
76) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Limes_norrlandicus
77) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Geschichte_der_Ukraine_(seit_1991)
78) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Kaukasuskrieg_2008
79) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Warschauer_Pakt#Auflösung
80) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Zwei-plus-Vier-Vertrag
Sowie: https://de.wikipedia.org/wiki/Aufenthalts-_und_Abzugsvertrag
81) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/NATO-Osterweiterung#Kontroversen
82) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Geopolitik
83) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/NATO-Erweiterung
Sowie: https://de.wikipedia.org/wiki/NATO-Osterweiterung
84) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Erweiterung_der_Europäischen_Union
85) Siehe: Thomas Kunze, Thomas Vogel: Das Ende des Imperiums. Was aus den Staaten der Sowjetunion wurde. Bonn, 2016. S. 109.
86) Siehe: Matthias Platzeck: Wir brauchen eine neue Ostpolitik. Russland als Partner. Berlin, 2020. S. 46-47.
87) Siehe: Thomas Kunze, Thomas Vogel: Das Ende des Imperiums. Was aus den Staaten der Sowjetunion wurde. Bonn, 2016. S. 80.
88) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Nationalstaat
89) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Nationalismus
90) Vgl. hierzu meinen Text: Der moderne Nationalismus als eine politische Religion – Über die Konstruktion der Nation im Zeitalter des modernen Nationalismus.
91) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Nationale_Identität
92) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Minderheitenrechte
93) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Menschenrechte
94) Siehe: Dieter Senghaas: Friedensprojekt Europa. Frankfurt am Main, 1992. S. 116. Nach dem Ende des Ost-West-Konflikts und der Blockkonfrontation fragt Senghaas nach einer neuen konstruktiven Politik der aktiven Friedensgestaltung, die die Perspektive einer gesamteuropäischen Friedensordnung entfaltet. Diskutiert werden neue, jetzt erforderliche Instrumentarien der Konfliktregelung und erforderliche Änderungen in der internationalen Politik mit Blick auf die weitere Zivilisierung von Politik.
95) Siehe: Ingrid Oswald: Nationalitätenkonflikte im östlichen Teil Europas. Berlin, 1993. S. 8. Die Autorin stellt die Vielfalt der ethnonationalistischen Konflikte in den einzelnen Ländern des östlichen Europas dar, die infolge der Auflösungsprozesse ab 1990 entstanden sind. Während die Staaten in der westlichen Hälfte Europas zusammenstreben und Souveränitätsrechte abgeben, ist mit der Rückkehr des Nationalismus in der östlichen Hälfte Europas der entgegengesetzte Prozeß in Gang gekommen.
96) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Minderheitenschutz
97) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Ukrainisierung
Sowie: https://de.wikipedia.org/wiki/Russische_Sprache_in_der_Ukraine
98) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Zweiter_Dreißigjähriger_Krieg#Bewaffnete_Auseinandersetzungen_der_Zwischenkriegszeit
sowie: https://de.wikipedia.org/wiki/Zwischenkriegszeit#Bewaffnete_Auseinandersetzungen
99) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Jugoslawienkriege
100) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Johan_Galtung
101) Siehe: Johan Galtung: Die andere Globalisierung. Perspektiven für eine zivilisierte Weltgesellschaft im 21. Jahrhundert. Münster, 1998. S. 80.
102) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Zerfall_der_Sowjetunion
103) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Sprachpolitik
104) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Staatenloser#Auflösung_der_Sowjetunion
Sowie: https://de.wikipedia.org/wiki/Nichtbürger_(Lettland)
Und: https://de.wikipedia.org/wiki/Estland#Russische_Minderheit
105) Siehe: Thomas Kunze, Thomas Vogel: Das Ende des Imperiums. Was aus den Staaten der Sowjetunion wurde. Bonn, 2016. S. 66.
106) Siehe: Ebenda. S. 107.
107) Siehe: Ebenda. S. 96.
108) Siehe: Ebenda. S. 107.
Sowie: https://de.wikipedia.org/wiki/Europäische_Charta_der_Regional-_oder_Minderheitensprachen
Und: https://de.wikipedia.org/wiki/Minderheitenschutz#Europäische_Charta_der_regionalen_oder_Minderheitensprachen
109) Siehe: Dirk Jörke: Die Größe der Demokratie. Über die räumliche Dimension von Herrschaft und Partizipation. Berlin, 2019. S. 20.
110) Siehe: Ulrich Beck, Edgar Grande: Das kosmopolitische Europa. Frankfurt am Main, 2004. S. 23.
111) Siehe: Jürgen Habermas: Der gespaltene Westen. 2004, Frankfurt am Main. S. 134.
112) Als charakteristische Elemente, die das 20. Jahrhundert in seiner gesamten historischen Tiefe und geografischen Breite als ein extremes Jahrhundert mit Alleinstellungsmerkmal charakterisieren und prägen können aufgeführt werden: Die Ethnische Säuberung, die Totale Institution des Lagers als die Totale Institution zur zweckrationalen Verwaltung von Menschenmassen in ihren verschiedenen Erscheinungsformen, der Ausnahmezustand, der Doppelstaat, die totale Mobilmachung, der totale industrielle Krieg, und weitere. Als charakteristische und prägende Elemente haben sie den Gehalt von analytischen Kategorien, die deshalb im Zentrum einer jeden Analyse zum extremen 20. Jahrhundert stehen müssen.
113) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Großmacht
114) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Weltmacht
115) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Supermacht
116) Ein bekanntes Beispiel für einen geopolitisch, machtpolitisch und wirtschaftspolitisch motivierten „Wettlauf“ (scramble) von Großmächten und Weltmächten ist der sogenannte „Wettlauf um Afrika“ (Scramble for Africa):
Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Wettlauf_um_Afrika
im Zeitalter des Imperialismus
Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Imperialismus#Zeitalter_des_Imperialismus_(ca._1870-1914)
Das Zeitalter des Imperialismus kulminierte in zwei Weltkriegen.
117) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Revisionismus
118) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Agenda_Setting
119) Siehe: Johan Galtung: Geopolitik nach dem Kalten Krieg: ein Essay zur Agendatheorie. S. 143 und 145. In: Derselbe: Die andere Globalisierung. Perspektiven für eine zivilisierte Weltgesellschaft im 21. Jahrhundert. Münster, 1998. S. 125-145.
120) Vgl.: Eric Hobsbawm: Das Zeitalter der Extreme. Weltgeschichte des 20. Jahrhunderts. München, 1995.
121) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Tallinn
122) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Universität_Tartu
123) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Valga_(Valga)
124) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Valka
125) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Walk_(Stadt)
126) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_geteilter_Orte
127) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Riga
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Manfred Suchan
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